icon

 

Einschreiben

Die erste Woche ohne bezahlte Beschäftigung liegt hinter mir. Ich hatte heute die glöriose Idee, auf einen Kaffee bei den ehemaligen Kollegen 'reinzuschauen. Die sassen aber alle etwas gequält an den Schreibtischen - eine rauchen zu gehen war eher keine gute Idee. Lust hatten sie schon, aber ich konnte sehr wohl im Hintergrund das leise Quietschen der Daumenschrauben vernehmen.
Im Moment kommt es mir vor als erlebe ich Arbeitslosigkeit im Schnelldurchlauf. Die letzten Tage war ich eher konfus, gedankenverloren und immer mal wieder deprimiert, jetzt machen sich die ersten Zeichen von *sich nutzlos fühlen* bemerkbar. Interessante Erfahrung. Fast forward, please!!!
Zum Glück habe ich die gesamten 6 Staffeln *Gilmore Girls* erst kürzlich auf DVD erhalten, ein Feuerwerk an brillianten Dialogen (im Originalton!) von Charaktären Charakteren, die ihre Lebenslagen mit Humor in den Griff bekommen. Well, most of the time anyway. Das hilft. Und ich habe Zeit für andere Dinge, es gibt doch noch ein Leben ausserhalb von 9 to five.

Detail

Das Original.

Drei Variationen eines Themas: wo bin ich? (1) *Eigentlich doch recht desillusionierend, wie wir in unseren Milieus zappeln*; (2) *Hartz 4 Area, 50-jährige Hippies, die Tatjanas, Schönheitschirurgen, Profi-Fussballer*; (3) die Sinus-Milieus (mehr bei Letters From Rungholt und Lisaneum). File under ich möchte so gerne einmal Mittelstand sein.

Heute morgen entdeckt: Jan Chipchase work/play, über kulturelle Unterschiede und Technologie in der modernen Welt (aus der Oktober-de bug). Lesen!

Mond, Krähen, früher Morgen.

sehe mir die und die Babies an, klappere die besten Mediensprüche der Woche ab, blättere in Corpus Herbarius, sitze über Abschiedsbriefen? Na, ich weiss nicht. Herbst eben. Mind the open doors.
Am Ende des Tages bin ich noch zufällig in Children of Men geraten, faszinierende Blaupause einer nicht desolaten, nicht allzu weit entfernten Zukunft (2027), die heute bereits in den Mega-Metropolen Alltag ist. Gut gefallen hat mir die Musikauswahl: the return of the crimson king (während sich zwei Leute über die Piéta, Guernica und Las Meninas unterhalten, schwebt im Hintergrund ein riesiges Schwein über der Grossstadt), goodbye ruby tuesday (auf Cat Stevens haben sie diesmal verzichtet), und ein kurzes Stück Test Department als Signal einer Alarmanlage.
Children of Men ist auch ein Weihnachtsfilm, klar. Leider haben sie das Ende gründlich vergeigt. Ein Schiff wird kommen reicht einfach nicht aus. Trotzdem: ein guter Film, schwungvolle Inszenierung eines Bürgerkrieges und kommender Apokalypsen.

P.S. im Bahnhofskiosk lagen dann dann noch Orfeu Negre und L.A. Crash auf dem DVD Grabbeltisch. Na also. Geht doch.

Eine fremde Kultur, je mehr ich über sie erfahre, desto weniger verstehe ich, was sie uns Europäern sagen wollen. Blicke in ein fremdes Reich der Zeichen. Wollen sie überhaupt etwas sagen?
Elektronische Katzen (*Sony never really disclosed its full potential and all consumers saw was a neat little toy that got boring after a while.*), Tintenfische Octopi, und immer der eigene Untergang... die wollen doch nur spielen, oder?

Eigentlich bin ich nur am frühen Abend in den Salon des Amateurs eingelaufen, um ein wenig auszuspannen und zu lesen. Dann aber nahmen direkt neben mir irgendein Düsseldorfer Werbeagenturfuzzi mit seinem Prolentenbekannten Platz, der letztere gab ohne Ende stories von seine Bekannten bei der NATO/BGS/berittenen Polizei preis, so in der Art von: sie sagte zu mir mir, greif doch mal ins Handschuhfach, und da lag eine dann eine Riesenwumme oder irre, wie die im Hotelfoyer Natokohle versoffen haben oder wir lagen einen Sommer lang im Keller und haben auf Staatskosten auf Bierdosen geschossen. Aber das war noch nicht alles. Mit zunehmendem Altbierkonsum wurde es in den Dialogen, die ich einfach nicht mehr ausblenden konnte, immer kryptischer... Behindertenrennen aufm Alex? Während der Sohn im Gerichtsaal seine Verhandlung verschlief, lief der Vater ums Gerichtsgebäude und bettelte Passanten um eine Scheibe Brot an? Seriös ist, im Bordell Piano zu spielen, anstatt im Werbebüro auf Drogen am Computer zu sitzen? Oder eine völlig unverständliche Geschichte von einer brown sugar Hütte, aus der man mit einem ausgewachsenen Affen auf der Schulter herauskommt??? Wenn das das wirkliche Leben ist, höre ich sofort auf zu bloggen, verdammt.
Nach einer Weile verzog ich mich hungrig in ein weissblau gemustertes Touristenlokal, wo in einem fort das gute alte *schönes Haar ist Dir gegeben, lass es leben* interpretiert von den Stars On 45 lief.
Um mich dann mit Freunden im Cafe am Fluss zu treffen und mir circa eintausendfünfhundert Fotos von einer USA-Reise auf einem Laptop anzugucken (nebenbei: was ist eigentlich aus den ganzen sechziger Jahre Super acht Urlaubsfilmen geworden?).
Was für ein Abend. Eine gemeinsame, inzwischen geographisch weit entfernte Bekannte hätte sicherlich angemerkt: der wird noch in die Analen eingehen. Hätte sie?

Faszinierende Einblicke in eine erschreckend geschlossenene Welt.
Die Neue Zeit, und so weiter!

> pruned