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Fernsehen I. War gestern wieder weit draussen in dem was ich Medienbrachland nenne, also beim Kunden, und wie beim letzten Mal sah ich erst abends die Bilder von den Anschlägen in London. Es ist schon erschreckend, das in dieser Firma während der Arbeitszeit keinerlei Informationen von aussen eindringen. Totale Fokussierung auf die Kunden. Und das, wo direkt nebenan Meinungen vom Fliessband produziert werden. Würde die nahe Grossstadt von einer Atombombe getroffen, wäre das für die Mitarbeiter da nur eine unterhaltsame show in den 5 Minuten Bildschirmunterbrechung.

Fernsehen II. Ich sass gestern abend also in der Nähe des kaum hörbaren Fernsehers (in meinem Stammcafe) über Ente und Salat, da waren sie wieder, die Bilder: Absperrseile, verloren umherwandernde Bobbys, Tony Blair. Danach schwamm der Kopf von diesem Horst Köhler im Aquarium, der Hintergrund ziemlich blaustichig, das sah für eine Weile so aus wie: *Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe Arbeitslose. Aus aktuellem traurigem Anlass haben wir uns heute entschieden, ab sofort auf die Regierungsform der Demokratie zu verzichten...* - aber wie gesagt, ich konnte kaum etwas verstehen.

Morgens, am Bahnhof. Zwei mit leicht irrem Blick schieben sich durch die volle Bahn. Der eine zum anderen: "Der Apparat muss frei bleiben." - "Wer sagt das?" - "Egal, der Apparat muss freibleiben!!!"

Mittags, in den Arbeiterbezirken der Nachbarstadt. Ein älterer Muselmane steigt in den Bus, seine Frau sieht aus wie eine Statistin in einem Kusturicafilm. Er zieht ein Quartheft mit losen Blättern heraus und beginnt lautlos murmelnd ganz konzentriert zu lesen. Schweigen.
Koran? Nein, Kontoauszüge (als ich genauer hinsehe).

Morgens, ein kleiner Bahnhof in der Provinz. Zwei abgerissen aussehende Gestalten, Jeans, Jacketts aus dem Fundus der Caritas, harte, verlebte Gesichter. "Wir haben ja Arbeit," der eine zum anderen, "wir haben ja Arbeit!" "Ja, wir sind unkündbar!"

Fragile pflanzliche und andere Formen zum Selbererzeugen (sieht ganz gut aus). > boingboing.

Oder Blüten, wie ich sie täglich auf dem Weg zur Arbeit finden könnte.

Die Islandimpressionen Teil zwei lassen auf sich warten. Sitze morgens wieder in der S-Bahn und schreibe, na, ein wenig, oder lese, oder döse. Überhaupt, pendeln! Versuche unregelmässig die Routen und Züge zu wechseln, das hält wach.

In der Zwischenzeit hat allerdings grapefruitmoon gute Islandfotos eingestellt, hier, hier, hier, hier, hier und hier. Und hier. Das wars, erstmal.

Im Flugzeug nach Keflavik. Lese in Bragi Ólafssons *Die Haustiere*, kurz vor der Abreise besorgt. Da fliegt einer in seine Heimatstadt Reykjavik zurück, nach einigen Jahren im Ausland, verbringt allerdings den Rest der Zeit in seinen Haus in der Grettisgata unter dem Bett. Aber ich schweife ab.

Morgens, am Flughafen Düsseldorf, in der Lufthansa Lounge druckfrische Zeitungen, Kaffee und Stille, während sich weiter hinten am TUI/Neckermann-Schalter schreckliche Szenen abspielten. Der Flug Düsseldorf-Kopenhagen war allerdings sowohl hin und zurück nur Holzklasse. Ganz als mit anders Iceland-Air. Flughöhe 10 km, minus 50 Grad. Und dann in Keflavik anzukommen, netter kleiner Flughafen in braunem siebziger Jahre Stil.

Reykjavik, Esja

Am ersten Abend ein langer Spaziergang am Ufer entlang mit Blick auf die Berge Snaefellsness und Esja, und noch viel weiter, ich komme mir vor wie am Ende der Welt...

Mein Zimmer liegt in einer Seitenstrasse im Westteil der Stadt, nicht weit weg von downtown Reykjavik mit Cafes und Bars und dem Hafen.

downtown Reykjavik

In der Nähe ist auch ein komplett wellness- und spassbadfreies Schwimmbad (Vesturbaejarlaug), in dem sich, wie mir ein Isländer später erzählt, Islands wichtigster Popexportartikel gelegentlich entspannt.

Also bin ich, sobald ich einige Stunden Zeit hatte, in hier heitir potta genannten Kochtöpfe gegangen. Gefühlte 50 Grad. Und nach dem Abkühlen ins Dampfbad. Die isländische Badekultur ähnelt ein wenig der japanischen: ausgedehntes Waschen vor dem Gang ins eigentliche Bad.

Reykjavik

In Reykjavik geht immer ein Wind vom Meer.

In einem der Cafes um den Laugasvegur herum wurde mir zu dem Kaffee kommentarlos ein Glas Wasser hingestellt. Später fragte ich mal nach, und die Isländerin, die den Laden leitetet, antwortete in Deutsch (mit österreichischem Akzent). Es scheint so zu sein, daß viele Isländer für einige Zeit ins Ausland gehen. Den besten Milchkaffee bekam ich allerdings in der Hverfisgata, gegenüber von dem Museum mit den Originalmanuskripten alter isländischer Sagas (wie zum Beispiel 'Grágans,' geschrieben in langen Wintermonaten, im flackernden Schein von Öllampen. Die Geschichte der isländischen Chroniken ist eine von lost & found Manuskripten...).

darling can you picture this - Reykjavik, Hverfisgata

Das Café liegt sehr unscheinbar halb im Soutterain, und hat einen Katzenkopf an der Tür. Die Isländerin, die dort arbeitete, fiel mir gleich durch ihre smarten sneaker auf. Verblüffend war, das sie an meinem Englisch erkannte, daß ich im Ruhrgebiet lebe.

Geysir Grabstein - geysir tombstone

Grabstein für Geysir, denn das spuckt schon lange nicht mehr so richtig...

Ein Leuchtturm im Regen, an der rauhen Küste der Rejkjanes-Halbinsel. Lava, soweit man sehen kann, und nicht eine Spur von Vegetation. Als unsere guide sich aus dem Kleinbus wagt, wird sie von Seevögeln angegriffen (die um diese Jahreszeit überall im kargen Gras der Küste ihre Nester haben).

(als ich die Filme für die Reise kaufte, hatte ich nicht mit der durchdringend brillianten Strahlkraft des nordischen Lichtes gerechnet. Einige der Fotos, die aus 200 ASA entwickelt wurden, haben einen Kodak Technicolor Effekt wie einige Kinofilme, die vor so 30 Jahren herauskamen. Gefällt mir, so.)

Wilde Küste, irre Felsformationen, Brutfelsen. Das Wasser türkis, tiefblau, weiss...

An einem Tag fahren wir zu dritt hinüber zum Snaefellsness-Naturschutzgebiet. Wilde Küste, irre Felsformationen, Brutfelsen. Das Wasser türkis, tiefblau, weiss. Eine Robbe. Walknochen im dürren Küstengras. Seemöwen (Skua?). Hinaus aufs Meer, jähe Kälte. Fangfrische Muscheln, vom Meeresboden geerntete Seesterne. Hier gibt es über 1000 Inseln, die meisten davon nur Zufluchtsort für Seevögel.

In der Nähe der Südküste von Elfen bewohnte Felsen an einem Steilhang, die Steine mit kleinen bunten Türen bemalt, damit das kleine Volk auch hinein und hinaus kommt. Verlassene Farmen.

Einer der freundlichen Leute, die mir das Land zeigten, las mir am vorletzten Abend eine Stelle aus dem havamal vor.

Am letzten Tag ein langer Morgenspaziergang am Hafen entlang in die Stadt. Es ist der 21. Juni, ich sehe einige Mädchen mit Wollmützen und Handschuhen in Richtung Grettisgata gehen.

und ich wäre noch in Island. Auch wegen der Temperaturen hier. Ich komme mit meinem Island-Reisebericht nicht recht voran, die Fotos sind noch in der Mache. Gut ist nur, das ich noch Urlaub habe. Gestern in einer Sportbar an den Bahngleisen Micatone gesehen und gehört, draussen sitzen, gute Musik, entspannte Menschen, Sommerabend...

Und beneide stelpa und grapefruitmoon um Mitternachtssonne, und Orte, die ich auf dieser seltsamen, wunderschönen und auch sehr wilden Insel kennenlernen durfte.


Ich muss zugeben, ich war gestern auch bei *characters at war*. Fand das Ganze etwas fade, das ist ja nur eine kleine Wanderaustellung. Mit modernen Fetischen. Allerdings konnte ich den Film *JoJo In The Stars* sehen. Ich sollte mir endlich mal die DVD mit den Filmen von studio aka zulegen...

Dienstag abend? Bin ich in Island.

island

movies.

( > webzen)

Mein Kopf war den ganzen gestrigen Tag schon gar nicht mehr hier.

> videos.antville.

Bitte mehr davon!

( > videos.antville)

Und ein kurzer Clip ( > gmtPlus9). Der erste Kaffee. Und dieser Song.

sommer

Na, genau!

Mein Trailer fürs Wochenende. > 1+1=3.

Dieser Film hat mich überzeugt. Bin sehr gespannt.

Der Augsburger Zoo plant, eine Völkerschau zu inszenieren.
Schockwellenreiter und Ethno::log sind schwer betroffen. Es ist in Ordnung, das Thema kontrovers zu diskutieren. Aber lasse ich mir von etwaigen Verwaltern des guten Geschmacks den Spass am Schauen nehmen? Nein. Ich fürchte nur, das wir eine Art *Fantasialand* geboten bekommen und nicht den Zauber der Kuriositätenkabinette und Freakshows, Zirkusse und Wunderschauen des Beginns des letzten Jahrhunderts. Sei's drum.

*ohne tägliche updates brauchst du ein weblog gar nicht erst anzufangen*

Werbeclip.

( > videos.antville.org)

cat vomit

Nur einmal. Hier. Versprochen.